Fett in der Rohfütterung – Der unterschätzte Bestandteil

Fett Fettanteil beim barfen

Zwei Dinge liest und hört man immer wieder nach der Umstellung auf BARF: Zum anderen, dass der Hund (oder auch die Katze) deutlich abnimmt, obwohl sich an den empfohlenen Futtermengen pro Tag orientiert.

Zum anderen kommt es immer wieder vor, dass der Hund ein stumpfes Fell bekommt und / oder  anfängt, seine Pfoten zu beknabbern, insbesondere die Zehenzwischenräume.

Nimmt ein Hund bei der Rohfütterung ab, ist die erste Reaktion meistens, die Gesamtfuttermenge, insbesondere den Fleischanteil, zu erhöhen. Das Problem dabei ist, dass der Hund trotzdem ständig Hunger zu haben scheint, man erhöht also immer weiter die Futtermenge, bis man schließlich bei exorbitanten Futtermengen am Tag angelangt ist.

Die Ursache ist oft erstaunlich einfach: Viele Hunde wie auch Katzen werden zu schlichtweg zu fettarm gefüttert. Fett ist jedoch für Carnivoren DER Energielieferant.

 

Das Problem der Energiegewinnung

Füttert man z.B. ausschließlich reines, fettarmes Muskelfleisch wie Hühnerbrust, sind Carnivoren gezwungen, Energie aus Proteinen gewinnen zu müssen. Für den Organismus ist die Energiegewinnung aus Proteinen jedoch deutlich schwieriger / ineffektiver.
D.h., die tatsächlich gewonnene Energie ist im Vergleich zur aufgenommenen Futtermenge sehr gering.

Ein weiterer unerwünschter Nebeneffekt ist, dass bei der Energiegewinnung aus Proteinen relativ  viele „Abfallstoffe“ wie Ammoniak bzw. Harnstoff entstehen. Deren Abbau muss über Leber / Nieren erfolgen, d.h., die metabole Belastung steigt.
Muss der Körper längerfristig vorrangig Energie aus Eiweiß gewinnen, kann es zu einer Überlastung der Ausscheidungsorgane kommen.
Bei Katzen ist der ausreichende Gehalt an tierischem Fett auch deswegen wichtig, weil dieses die essentielle Arachidonsäure liefert.

Während Hunde durch bestimmte Enzymaktivitäten in der Leber in der Lage sind, Linolsäure zu Arachidonsäure umzuwandeln, fehlt Katzen diese Fähigkeit.

 

Wieviel Fett ist empfehlenswert?

Richtwert für den Fettgehalt im Fleisch sind etwa 15% – 25%. Bei Hunden liegt man mit den 15% meistens gut, bei erhöhter Aktivität und wenn es draußen kalt ist, kann man den Fettgehalt entsprechend etwas nach oben ziehen. 25% Fettanteil sollte das Maximum sein, weil sonst die Bauchspeicheldrüse bei Hunden schnell überfordert ist und man so eine Pankreatitis auslösen kann.

 

Unterschiede Hund / Katze

Bei Katzen treten Bauchspeicheldrüsenentzündungen seltener auf als beim Hund (noch).  Für Katzen hat sich der Begriff  „fettliebende Carnivoren“ eingebürgert, meint: Sie haben eine ziemlich hohe Toleranzschwelle, was den Anteil an tierischem Fett in der Fütterung angeht. Trotzdem sollte bei einer gesunden Katze den Fettanteil dem Bedarf anpassen. Ist der Fettanteil zu hoch, kann das ggffls zu Lasten anderer Futterbestandteile gehen und damit die Nährstoffversorgung ungünstig beeinflussen.
Und auch Katzen nehmen irgendwann bei einem zu hohen Fettgehalt in der Fütterung zu.

Insgesamt sollte man also gut durchwachsenes bzw. fettes Fleisch füttern. Wichtig ist die ausreichende Fettzufuhr vor allem auch bei Allergikern, die nur magere Fleischsorten wie Pferd oder Wild fressen dürfen.
Und damit stellt sich eigentlich auch schon gleich die nächste Frage:

 

Wie erkennt man den Fettgehalt des Fleisches?

Kauft man Fleisch in BARF-Shops, ist der Rohfettgehalt angegeben.
Beispielsweise die Analyse von Rinderkopffleisch: Rohprotein 20,1 %, Rohfett 10%, Rohasche 8%.
Hier müsste der Fettanteil also noch etwas erhöht werden, beispielsweise durch Schweine-oder Gänzeschmalz, Geflügelhautabschnitte oder Pferdefett. Wird das Fleisch beim Bauern, direkt bei Schlachthöfen oder beim Metzger gekauft, kann der Fettgehalt tatsächlich oft nur anhand des Aussehens geschätzt werden.

Falls der Hund oder auch die Katze höhere Fettmengen im Futter nicht gewohnt ist, sollte man den Anteil nach und nach erhöhen, um Verdauungsprobleme bzw. eben eine Überlastung der Bauchspeicheldrüse zu vermeiden.

Eine ausreichende Fettversorgung ist für Carnivoren also zwingend notwendig. Wenn der Hund oder die Katze ständig Hunger zeigt oder trotz Erhöhung der Gesamtfuttermenge abnimmt, sollte als erstes der Fettgehalt des Futters überprüft werden. Die richtige Menge zu finden ist im Einzelfall oft auch etwas Erfahrungssache.

 

Fettgehalt des Fleisches  ist nicht gleich Gesamtfettgehalt der Fütterung!

Für  den Gesamtfettgehalt im Futter ist nicht alleine der Anteil im Fleisch entscheidend. Hat man also 15%  Fett im Muskelfleisch, aber weniger als 15% Fett in den anderen Futterbestandteilen, dann ist der Gehalt an Fett in der Fütterung meistens deutlich niedriger. Von hohen Fettwerten bei BARF kann also meistens keine Rede sein.

Ein Beispiel:

500 g Muskelfleisch mit 15% Fett = 75 g Fett
200 g Pansen mit 12% Fett = 24 g Fett
100 g Leber mit 2% Fett = 2 g Fett
200 g Gemüse / Obst mit 0% Fett = 0 g Fett

Zusammen: 1000 g Gesamtfuttermenge mit 101 g Fett
Fettanteil gesamt: 10,1 %

 

Essentielle Fettsäuren / ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen

Die zweite Fett-Komponente, die man sich bei der Rohfütterung genauer ansehen sollte, sind pflanzliche Öle bzw. auch kaltgepresste Fischöle. Während das oben angesprochene tierische Fett in erster Linie gesättigte Fettsäuren und damit reine Energie liefert, ergänzt man pflanzliche Öle bzw. Fischöl, um das Futter mit Omega-3-Fettsäuren anzureichern.

Denn diese sind für Carnivoren zwar essentiell (müssen also über die Nahrung aufgenommen werden), jedoch  im Fleisch kaum oder gar nicht enthalten. Omega-3-Fettsäuren werden im Körper hingegen für z.B. Haut-und Fellstoffwechsel benötigt, sind aber z.B. auch für einen funktionierenden hormonellen Stoffwechsel notwendig. Darüber hinaus können Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken.

Tierisches Fett und Öle sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe, die einen unterschiedlichen Zweck in der Rohfütterung haben!

Tierisches Fett = Energie, Lieferant von Arachidonsäure, überwiegend gesättigte Fettsäuren
Öle = Lieferanten von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, ggffls Vitamine, besondere Fettsäuren wie gamma-Linolensäure, Antioxidantien

Nach Meyer/Zentek sollte die tägliche Zufütterung an Omega-3-Fettsäuren bei Hunden 50 mg pro Kilo Körpergewicht betragen. Der Bedarf kann sich erhöhen, etwa bei älteren Hunden, bei entzündlichen Prozessen wie auch Haut-und Fellproblemen, bei hormonellen Erkrankungen, in Wachstumsphasen oder bei Leistungs- und Zuchthunden.
Bei einer vermehrten Aufnahme von ungesättigten Fettsäuren steigt allerdings auch der Bedarf an Vitamin E (natürliches Antioxidans).  Füttert man also deutlich höhere Mengen ungesättigter Fettsäuren, sollte auch der Gehalt an Vitamin E im Futter angepasst werden.

 

Fazit

Roh füttern heisst nicht nur, einen ausreichenden Fleischanteil zu füttern, sondern auch der Fettanteil darf bei der täglichen Fütterung nicht zu vernachlässigen.
Der Anteil an tierischem Fett (natürlicher Fettanteil des Fleisches, Schmalz etc.) darf zwischen 15% und 25% liegen, diese Fette werden von Carnivoren als Energielieferant benötigt.
Zusätzlich werden ausreichend Omega-3-Fettsäuren für körpereigene Stoffwechselprozesse benötigt. Die Richtlinie hierbei sind etwa 50 mg pro Tag und Kilo Körpergewicht. Für Katzen ist der ausreichende (tierische ) Fettanteil bei der Rohfütterung noch wichtiger als beim Hund, da diese die lebensnotwendige Arachidonsäure nicht selbst herstellen können, sondern auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen sind.

Tierische Fette und tierische Öle sind für Katzen allgemein leichter verwertbar als pflanzliche Fette / Öle.